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Mensur

Die Mensur ist ein für den Außenstehenden kaum zu verstehender Bestandteil des waffenstudentischen Daseins und wird von Unwissenden derart falsch und verzerrt dargestellt wie sonst kaum ein Bereich des burschenschaftlichen Lebens. Von zahlreichen Schauermärchen ist hier immer wieder zu hören und zu lesen, wie etwa von Aufschlitzritualen, Salz und Pferdehaaren, die mit der Wirklichkeit einer Studentenverbindung freilich nichts zu tun haben.

Auf die Mensur
"Auf die Mensur" von Georg Mühlberg (1863 - 1925)



Das studentische Fechten wird seit zahlreichen Generationen mit nahezu unveränderten Regeln von allen schlagenden Studentenverbindungen als studentisches Kulturgut betrieben und erhalten, wobei jeder Hochschulort seinen eigenen Komment (Regelwerk, welches den Ablauf der Mensur regelt) besitzt. Mit dem Duell hat die Mensur allerdings nichts gemein. 

Vielmehr ist die Mensur ein Mittel der körperlichen Ertüchtigung und Charakterschulung. Durch den streng reglementierten Ablauf der Mensur ist der Paukant (so wird der Fechtende bezeichnet) gezwungen, in einer schwierigen Situation ein Höchstmaß an Selbstdisziplin zu wahren. Nicht der Erfolg im Sinne von sportlichem Sieg, sondern das Erbringen einer bestimmten erwarteten Leistung unter äußersten Bedingungen ist Hauptziel der Mensur. So gesehen gibt es auch keinen Sieger oder Verlierer und die Paukanten trennen sich mit Handschlag und bleiben häufig in Freundschaft verbunden.

Wir trainieren mehrmals die Woche gemeinsam auf unserem hauseigenem Paukboden damit man für den "großen Tag" gut gerüstet ist. Dieses Training schweißt unglaublich zusammen und verstärkt die Freundschaft zwischen den aktiven Bundesbrüdern. Außerdem weiß der junge Aktive, der zum ersten Mal auf Mensur steigt, dass sich vom ältesten Bundesbruder bis nun zu ihm alle dieser Herausforderung stellten. Dies verbindet über Generationen. Es gäbe noch viele Elemente darzulegen, wie auch die Möglichkeit Mitläufer auszusieben, oder die tägliche körperliche Ertüchtigung. Nicht zuletzt schult und stärkt die Überwindung dieser Extremsituation den Charakter eines jungen Mannes, der Leistungen unter extremen Bedingungen zu erbringen hat. Damit wird ihm nicht nur klar, dass man sich auf wichtige Ereignisse gewissenhaft vorzubereiten hat, sondern der strenge Ablauf zwingt ihn auch in dieser schwierigen Situation ein Höchstmaß an Selbstdisziplin zu wahren. 



Gefochten wird immer nur mit einem Mitglied einer anderen schlagenden Studentenverbindung. Ein Unparteiischer, der keiner der zwei fechtenden Parteien angehören darf, leitet die Mensur und stellt Inkommentmäßigkeiten (Verstöße gegen die festen Regeln der Mensur) fest, die von ihm geahndet werden. Neben dem Paukanten stehen der Sekundant und der Testant. Der Paukarzt (auch "Bader" genannt) gehört meist ebenfalls der eigenen Verbindung an und versorgt allenfalls den Paukanten medizinisch nach der Mensur. 

Die Mensur selbst ist in Gänge unterteilt, in denen der Paukant versucht den Gegner zu treffen, ohne dabei selbst getroffen zu werden. Ein übermäßiges Bewegen des Oberkörpers oder gar Ausweichen ist jedoch nicht erlaubt. 



Abschließend sei festzustellen, dass die Mensur ein wesentlicher und sinnvoller Bestandteil des Lebens einer Burschenschaft und ein geeignetes Mittel der Selbsterfahrung ist.