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Gewalt gegen Studentenverbindungen beklagt

22. Januar 2011

Fundstück: Frankfurter Allgemeine Zeitung Autor: FAZ

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"Gewalt gegen Studentenverbindungen beklagt. Verband erhebt Vorwürfe gegen Polizei. Union: Unversehrtheit der Korporationen schützen

FRANKFURT, 21. Januar. Der Convent deutscher Akademikerverbände beklagt sich über die zunehmend Gewalt gegen Studentenverbindungen, "die bis zur Gefährdung von Menschenleben reichen". Die Vereinigung, der Verbände mit insgesamt etwa 40.000 Mitgliedern angehören, fordert die Sicherheitsbehörden auf, sich um den Schutz von studentischen Korporationen und Verbindungshäusern zu kümmern. Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl, fordert dazu auf, "die Unversehrtheit der Korporationen zu schützen".

Nach einer Erhebung des Convents sind im vergangen Jahr in Deutschland und Österreich etwa 100 Straftaten gegen Mitglieder von Studentenverbindungen und deren Eigentum verübt worden. Darunter seien auch fünf Fälle schwerer Brandstiftung gewesen, sowie zehn schwere Körperverletzungen. Die militanten Gegner der Verbindungen griffen Studenten unterschiedlicher Korporationen an, sowohl Burschenschafter als auch Turnerschafter oder Mitglieder konfessioneller Verbindungen.

Erfasst wurden auch mutmaßliche Straftaten gegen Corps und katholische Studentenverbindungen, die nicht Mitglied im Convent Deutscher Akademikerverbände sind. Keiner der Vorfälle habe bisher zu einem gerichtlichen Verfahren geführt.
Der Vorsitzende des Convents, der Berliner Rechtsanwalt Joachim Schön, sagte dieser Zeitung am Freitag, dass die Polizei die Strafanzeigen "zum Teil nur widerwillig" aufnehme. Obwohl es oft sogar Bekennerschreiben selbsternannter Antifaschisten gebe, würden die Verfahren eingestellt. Dabei könnten die Täter im Einzelfall durchaus ermittelt werden, "wenn man nur wollte". Schön vermutet "zum Teil politische Motive", auch Nachlässigkeit und Desinteresse.
Uhl, der selbst einer Verbindung angehört, sagte dieser Zeitung, er könne die einzelnen Fälle nicht beurteilen. Doch werde "Gewalt von links anders behandelt, als Gewalt von rechts". Dabei müssten im Rechtsstaat alle Extremisten gleich behandelt werden. Dass Verbindungsstudenten oft in die Nähe von rechtsradikalen gerückt werden, nennt Uhl eine "törichte Pauschalisierung". Schließlich seien Studentenverbindungen an der demokratischen Revolution von 1848 beteiligt gewesen."

"Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom 22.01.2011; Seite 4